Der SCU im Reich der Zaren - Volume II |
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Donnerstag, 19. Februar 2009 | |
Vom falschen und richtigen Kasatonov !
Nach über 2,5 Stunden Busfahrt erreichten wir unser Ziel, ein von außen beeindruckende Halle, die sich auch von innen auf dem neuesten Stand der Technik präsentierte. Gleichzeitig erreichte mit uns das Stadiongelände ein aufgemotzter S-Klasse Mercedes mit abgedunkelten Scheiben, den Fahrer sollten wir noch kennenlernen. In der Kabine wurden wir freundlich empfangen, auch hier galt natürlich: Alte Plätze - Jacke zählt ! Auch wenn noch nie jemand von uns näher als 2.500 km an die Halle rangekommen ist, funktioniert dies immer wieder prächtig. Dann der Schock: Uns wurde u.a. Alexei Kasatonov als Mitspieler präsentiert... ! DER Alexei Kasataonov ? - Ja, genau der: 3 x Olympiasieger, 6 x Weltmeister, 11 x russsicher Meister, bildete mit Vatjelav Fetisov die beste Verteidigungsreihe aller Zeiten unter dem legendären Coach V. Tichonov !!! Wir wollten es zunächst nicht glauben, schließlich konnten wir dem gegenüber nur ein paar DEL/Bundesligaspiele von Rob und Bodo gegenüberstellen, aber er war es angeblich wirklich. Auf dem Eis sah man bereits beim Warm-Up, dass man wohl nicht gespaßt hatte. Viel schlimmer aber war noch, dass die Jungs alle einen beängstigenden Eindruck hinterliessen, was sich dann im Spiel auch bestätigte. Zum Spiel nur so viel: Ich bin in meinem Leben noch nie so gedemütigt, so schwindlig gespielt worden, und kam mir noch sie so klein und unbedeutend vor wie bei diesem Spiel. Das allerschlimmste: Die Russen spielten auch noch mit angezogener Handbremse. Wir hatten nicht den Hauch einer Chance. Vom reinen Ergebnis hielten wir uns mit 6:10 Toren relativ schadlos, allerdings haben wir alle Tore nur erzielt weil die das zugelassen haben, und selbst auf das Toreschiessen in den meisten Fällen verzichtet haben. Unglaublich: Man fühlte sich wie in einem Karussell auf dem man die Kontrolle verloren hat. Der ein oder andere Spieler der Russen (alle übrigens zwischen 45 -55 Jahren alt) hätte man durchaus noch ein Engagement in der DEL zugetraut. Egal: Das Team zeigte sich als guter Gastgeber und wir als nette Gäste, vollkommen relaxed und ohne Körpereinsatz wurden die 45 Minuten Höchststrafe für uns abgespult, aber es machte trotzdem einen Heidenspaß den Kufenrastellis zuzuschauen. Nach dem obligatorischen gemeinsamen Mannschaftsfoto hatten es einige von uns sehr eilig auf einem Bild mit A. Kasatonov verewigt zu werden. Geduldig ließ sich der vermeindliche Weltstar mit jedem von uns ablichten und zeigte sich dabei sehr kommunikativ und freundlich - ohne dass wir auch nur ein einziges Wort von ihm verstanden hätten - seltsam, hatte der nicht auch einige Jahre in der NHl gespielt ? Das anschliessende Büffet, zu dem wir vom Team eingeladen worden sind, sprengte dann unsere westeuropäischen Vorstellungen von Gastfreundschaft. Eine reichhaltige Tafel mit verschiedensten kulinarischen Kostbarkeiten und einem großen Portfolio an Getränken (neben dem obligatorischen Wodka gab es auch Löwenbräu!) wurde uns präsentiert, und gemeinsam mit allen Spielern feierten wir eine deutsch-russsische Völkerverständigung wie sie in jedem Lehrbuch zu finden ist. Neben Wodkaportionen im Eimerformat gab es eine Vielzahl von netten Reden und gegenseitigen Einladungen zu einem Rückspiel. Alles "soweit so gut", bis uns alle Spieler samt Titel und Namen vorgestellt worden sind. Uns überraschte überhaupt nicht mehr, dass alle mit Weltmeistertiteln oder NHL-Spielen bestückt waren ... aber als bei der Vorstellung von Kasatonov nach der Auflistung seiner ganzen Titel ein anderer Spieler aufstand, als der mit dem wir unsere Fotos geschossen hatten, viel den meisten von uns die Kinnlade herunter... :-) Egal, es wurde noch ein tolles Fest, die Fotos mit dem "richtigen" Kasatonov nachgeholt und noch viel gefeiert. Anschliessend lud man uns dann noch in den Pressebereich ein, um ein Spiel der 2. russsischen Liga zu gucken, welches die meisten aufgrund ihres Alkoholpegels aber nicht mehr richtig verfolgen konnten. Von der Wodka-Schlagzahl der Russen wurde unser Team praktisch pulverisiert, der anschliessende Weg durch die Stadionkatakomben bis zum Bus wurde ein halbstündiges Desaster. Als auch die letzten endlich ankamen und sich im Schneegestöber vor lauter Freude in den dreckigen Matsch vor dem Bus feierten, erreichte die Stimmung den Höhepunkt...vor uns lagen aber noch 2 Stunden Rückfahrt. Es war das erste Mal sehr ruhig im Bus.... Volume III folgt in wenigen Tagen !
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